Elitenwechsel, aber andersherum – s‘ wird Zeit

Es geht mir nicht aus dem Kopf, was ich als Antwort auf einen Kommentar zu meinem Beitrag Bullen sind Mörder geschrieben hatte: 1989 sind in Leipzig ungefähr 70 000 Menschen um den Ring gezogen und nicht eine Fensterscheibe ging zu Bruch. Was für eine Demonstrationskultur! Im Zug Transparente mit der Aufschrift „Keine Gewalt!“, und die Leute haben sich daran gehalten, obwohl es genug aufgestaute Wut nach 40 Jahren DDR gab.

Was für ein Unterschied zu westdeutschen Demonstrationen, wo „Schwarze Blöcke“ immer wieder ihre Lust auf Gewalt aus niederen Beweggründen ausleben konnten und können. Wäre es da nicht angebracht gewesen, die DDR-Revolutionäre in den Westen zu schicken, damit sie dort auf den entsprechenden verantwortlichen Posten für eine gewaltlose Demonstrationskultur sorgen können?

Herr Habeck warnt jetzt vor „Umsturzphantasien“ und Gewalt bei den Bauern-Protesten. „Wo blieben solche Warnungen der Grünen, als Klima-Chaoten sich mit expliziten Umsturz-Plakaten (‚System Change‘, ‚Nieder mit dem Kapitalismus!‘) auf Straßen und Landebahnen klebten? Als sie Rettungswagen blockierten? Als sie in Lützerath Polizisten angriffen?“ (BILD von heute, S.2). Wo die BILD-Zeitung recht hat, hat sie recht.

Oder nehmen wir die Schulen. Bis heute ist im bundesweiten Vergleich Sachsen Spitzenland bei den Bildungsergebnissen. Den westdeutschen Beratern war es zum Glück nicht gelungen, die Ordnung und die Struktur aus den DDR-Schulen so weit zu entfernen, dass sie Berliner Niveau oder das anderer westdeutschen Großstädte erreicht hätten. Wäre da nicht eine umgekehrte Beratung angebracht gewesen, dass die westdeutschen Studienräte im Osten geguckt hätten, wie ein effektiver Unterricht gelingen kann?

Ein Kommentar zu “Elitenwechsel, aber andersherum – s‘ wird Zeit”

  1. Marlen sagt:

    Nein, damals ging das wohl nicht, lieber Karl. Wir waren doch die Verlierer, sowohl wirtschaftlich als auch politisch, somit auch schulpolitisch.
    Nichts von dem, was gut und brauchbar war, was sogar die Kinder und Jugendlichen von damals im Nachhinein noch zu schätzen wissen, wurde hinterfragt oder gar übernommen. Stattdessen gab es flächendeckend Entlassungen von guten und engagierten Pädagogen, die sich im Laufe ihrer Berufstätigkeit qualifiziert hatten und demzufolge zu sehr in die Nähe der Staatspolitik gerückt waren. Sie wurden nicht nur in ihrer Berufsehre gekränkt, sondern teilweise auch gedemütigt. In dessen Folge gingen viele von ihnen für immer dem Bereich Erziehung und Bildung verloren. Sie mussten als Quereisteiger nehmen, was sich ihnen aufgrund ihrer Fähigkeiten und ihres Alters in anderen Bereichen noch anbot. Ich gehörte auch zu denen, die mit 50 vollkommen neu beginnen mussten…
    Welche Gefühle habe ich wohl heute, wenn ich das Desaster im Bildungsbereich verfolge? Nein, Häme ist es nicht, eher große Sorge und ein bisschen Wut auf die Verantwortlichen. Schließlich sorge ich mich um meine Enkel und all die anderen Kinder und Jugendlichen, die solch einen desolaten Zustand nicht verdient haben. Sie sind die Zukunft unseres Landes und sollten eigentlich unser Aushängeschild sein…

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